Einer der Gründe, aus denen es hier in letzter Zeit sehr ruhig war, ist der, dass ich in Urlaub war. Und zwar nicht nur ein bisschen in Urlaub, sondern SO RICHTIG in Urlaub – auf den Seychellen nämlich. Das war der teuerste und auch ansonsten krasseste Urlaub, den ich bisher gemacht habe. Und sowas behält man natürlich nicht für sich – schließlich sollt ihr auch etwas davon haben. Also hier mein kleiner Reisebericht aus dem Paradies.
Wir beginnen am Anfang, nämlich mit der Anreise. Geflogen sind wir alle Strecken mit Emirates, jeweils mit Zwischenstopp in Dubai. Auf dem Hinweg haben wir auch noch zwei Tage in Dubai verbracht und uns dieses Emirat einmal angeschaut, auf dem Rückweg haben wir nur ein paar Stunden am Flughafen rumgegammelt. Die Erfahrungen mit Emirates sind zusammengefasst wirklich gut. Wir hatten nur freundliches Personal auf allen Flügen, das Essen war fürs Flugzeug ganz in Ordnung und wir konnten die neunte Staffel Big Bang Theory im Flugzeug schauen. Einzig die Sitze in den Fliegern stehen ziemlich nah aneinander und da scheint mir auch nicht recht ein Unterschied erkennbar zwischen Economy und Business Class. Ich bin schon groß und der Kerl noch ein ganzes Stück größer, daher ist das bei langen Flügen für uns beide wirklich doof. Bei drei von vier Flügen hatten wir aber Glück und konnten uns einen Platz an den Notausgängen oder einen der sonstigen Plätze mit mehr Beinfreiheit sichern. Auf zwei Flügen hat das Bordpersonal uns sogar aktiv angeboten, uns an die Ausgänge umzusetzen, weil noch genügend Plätze frei waren. Also alles in allem Daumen hoch für die Fluggesellschaft.
Wenn man auf die Seychellen fliegt, landet man erst einmal auf der größten bewohnten und der Hauptinsel Mahé, dort befindet sich der einzige internationale Flughafen der Seychellen. Und auch wenn der Begriff „internationaler Flughafen“ irgendwie Großes vermuten lässt, groß ist er dann irgendwie doch nicht. Dafür aber spektakulär. Im Landeanflug auf Mahé sieht man rechts das Flughafengelände und vorne, links und hinten nur Wasser. Die Landebahn ist sozusagen ins Wasser gebaut, man könnte aus dem Flugzeug steigen, im Laufen die Klamotten vom Leib reißen und gleich in die Fluten springen. Wir haben uns letztendlich dagegen entschieden, aber die Verlockung war da.
Unser erstes Hotel auf den Seychellen befand sich allerdings nicht auf Mahé, sondern auf der Insel Praslin, die wir erst noch mit der Fähre erreichen mussten. Zwischen Mahé und Praslin und auch der dritten größeren bewohnten Insel der Seychellen, La Digue, fährt eine „Speed Ferry“, die von Mahé bis Praslin in etwa eine Stunde braucht. Die Fahrt – nun ja. Mir wird wirklich nicht schnell schlecht und ich bin auch eigentlich nie seekrank, aber eine solche Bootsfahrt habe ich auch noch nie erlebt. Die fehlenden Anschnallgurte fielen hier wirklich ins Gewicht, denn man fühlt sich auf dieser Fähre in etwa so wie auf einer einstündigen Achterbahnfahrt. Später im Hotel erfahren wir, dass die See um diese Jahreszeit immer sehr rau ist und die Fahrt mit der Fähre deshalb nicht so toll. „Diese Jahreszeit“ bezieht sich allerdings, wie sich dann ebenfalls herausstellt, auf die Monate April bis November, also ist es gar nicht so einfach, der rauen See als Tourist auszuweichen. Also, Speed Ferry: abenteuerlich, aber nichts für einen schwachen, oder auch weniger schwachen, Magen ;)
Unser Hotel entschädigt aber schließlich für die holprige Reise. Es hat einen Pool, überall stehen Palmen, von überall gibt es Aussicht aufs Meer und direkt am Hotel ist ein kleiner Strand, an dem sich anscheinend niemals jemand herumtreibt, abgesehen von den paar Hotelgästen, die aktuell mit uns da sind. Im Restaurant gibt es Crêpes mit dem Seychellen-Rum Takamaka und Milchshakes, die offenbar mit Kokosmilch gemacht werden – vermutlich von den gefühlt 700 Kokospalmen auf dem Hotelgelände.


(Nein, die Bilder sind in keiner Weise bearbeitet. Das sieht da wirklich genau so aus.)
Ich bin eine sehr, wirklich sehr, schlechte Strandurlauberin, denn wenn ich eines nicht kann, dann ist es den ganzen oder auch nur den halben Tag (oder auch nur eine Stunde) irgendwo in der Sonne liegen und faulenzen. Vor allem an einem so traumhaften Ort wie den Seychellen bin ich viel zu neugierig, was sich um die nächste Ecke alles entdecken lässt, was es zu sehen gibt und was man hier machen kann. Also bin ich gerne unterwegs und scheuchte den Kerl folgerichtig in den nächsten Tagen von einem Ausflug zum nächsten.
Zunächst einmal haben wir einen Ausflug zu den Inseln Coco, Felicité und Curieuse gemacht, wobei wir nur an letzterer an Land gegangen sind und vor den anderen beiden schnorcheln waren. Zusammen mit einigen anderen Touristen haben wir mit einem Katamaran auf Praslin abgelegt und haben den Tag damit verbracht, durch das Inselgewirr der Seychellen zu steuern. Wenn man einen weiteren Weg mit dem Boot zurücklegt (nicht, dass einem in einem Inselstaat großartig etwas anderes übrig bliebe), stellt man erst einmal fest, was es bedeutet, wenn ein Staat aus über 100 Inseln besteht. Wir sind an sehr vielen sehr kleinen Inselchen vorbeigekommen, die so gut wie alle unbewohnt sind – müßig zu sagen, dass absolut alle einen phantastischen Ausblick boten.


Die Insel Curieuse ist so gut wie unbewohnt, zumindest was Menschen angeht. Denn hier leben vor allem Riesenschildkröten. Einer der Gründe, warum wir uns für diesen Ausflug entschieden haben, denn des Kerls Lieblingstiere sind Schildkröten. Bevor es zu den Schildköten geht, gibt es aber erst noch eine Runde Strand. Schon mal auf einer unbewohnten Insel am Strand gewesen, mit einer Gruppe von höchstens 20 Menschen, die derzeit auch die einzigen menschlichen Wesen auf dieser Insel sein dürften? Das ist in etwa genau so, wie es jetzt klingt.
Im Anschluss laufen wir durch die Mangrovenwälder, Ziel: Schildkrötenstrand.

Unterwegs treffen wir einige Tiere, darunter die ersten Riesenschildkröten, die nicht direkt am Strand wohnen, und einige der gefühlt 50 Krebsarten, die es hier zu geben scheint. Und natürlich jede Menge „Skinks“, kleine Glattechsen, die gibt es hier in Hülle und Fülle. Nach einigem Fußmarsch durch die faszinierende Natur kommen wir am Schildkrötenstrand und dem angrenzenden Wäldchen an. Und der Strand hält, was er verspricht.




Von hier aus werden wir mit dem Boot wieder abgeholt und schippern zurück.
Am nächsten Tag entscheiden wir uns, uns den angeblich schönsten Strand der Insel Praslin anzusehen, Anse Lazio im Norden der Insel. Dorthin führt uns ein 45-minütiger Fußmarsch durch einen mal mehr, mal weniger gut erkennbaren Trampelpfad durch den Wald. Der Pfad ist eigentlich schon beeindruckend genug, was die Natur und die Aussicht angeht, der Strand toppt das Ganze dann aber doch noch. Auch, wenn es uns etwas vermessen erscheint, bei dieser Auswahl einen Strand einfach so als den schönsten zu bezeichnen.


Unser nächster Ausflug führt uns nach La Digue, die drittgrößte Insel der Seychellen. Es gibt hier noch Straßen, man kann mit dem Auto fahren, das Hauptverkehrsmittel ist aber eindeutig das Fahrrad. Daher mieten wir uns eines und erkunden die Insel mit dem Rad. Auch hier: unfassbar tolle Aussicht, wunderbare Natur, ein Strand schöner als der nächste, überall nur Palmen, außerdem Riesenschildkröten. Allmählich beschleicht uns ein wenig das Gefühl, dass wir tatsächlich im Paradies gelandet sind.




Hin und zurück geht es diesmal übrigens wieder mit der Speed Ferry, die 15 Minuten Fahrt zwischen Praslin und La Digue sind allerdings wesentlich einfacher zu ertragen als die Stunde Fahrt von Mahé nach La Digue.
Der Kerl hat schon keinen Bock mehr auf weitere Anstrengungen (die ganze Lauferei und Radfahrerei der letzten Tage, durch Gebüsch und Berge rauf und runter war tatsächlich nicht ganz so entspannend), aber ich schleppe ihn noch ins Vallée de Mai, den Nationalpark auf Praslin. Hier gibt es eine Menge endemischer Arten zu bewundern, sowohl in der Pflanzen- als auch in der Tierwelt. Beispielsweise wächst hier die berühmte Kokosnussart Coco de Mer, die es nur auf den Seychellen gibt. Wir wandern ein paar Stunden durch den Park und sehen, weil wir uns leise anpirschen und jedes Blatt von allen Seiten betrachten, auch ziemlich viele Tiere. Nur der Black Parrot, eine ebenfalls endemische Papageienart, die es nur auf dieser einen Insel gibt und die der Nationalvogel der Seychellen ist, will sich einfach nicht zeigen.



Damit neigt sich unsere Zeit auf Praslin auch schon dem Ende zu. Den Rest des Tages und den Beginn des nächsten Tages verbringen wir am Pool und am Strand am Hotel (was alle anderen Bewohner des Hotels offensichtlich die ganze Zeit getan haben, denn ich habe sie immer nur in der Sonne auf den Liegen gesehen – die haben ordentlich was verpasst), bevor wir wieder zurück nach Mahé übersetzen. Die Rückfahrt ist nicht wesentlich besser als die Hinfahrt mit der Speed Ferry, mir geht es allerdings deutlich besser, weil ich nicht schon seit 6 Stunden unterwegs bin und im Gegensatz zum letzten Mal etwas Vernünftiges gegessen habe.
Unser Hotel auf Mahé ist so ziemlich das verrückteste Hotel, das ich je gesehen habe. Es handelt sich um das größte Hotel am indischen Ozean und außerdem um ein 5-Sterne-Hotel. Ich habe nichts ausgesucht für diese Reise, das geht alles auf des Kerls Kappe, und ich hätte uns im Leben nicht in dieses Hotel gebucht. Nun sind wir aber einmal hier, passen kein bisschen ins Klientel und mischen eben für die nächsten Tage die reichen Schnösel ein bisschen auf, die hier rumhängen.
Das Gelände des Hotels ist riesig und es lassen sich insgesamt vier Strände zu Fuß erreichen, die allesamt fast unmittelbar an das Hotelgelände angrenzen. Wir kennen da natürlich nichts und besuchen alle vier, auch wenn das teilweise heißt, dass wir uns ganz schön durchs Gebüsch schlagen müssen.





Die Bilder habe ich alle zu recht günstigen Zeitpunkten gemacht, denn was man darauf nicht erkennt, ist: es regnet drei Tage lang zwischendurch ganz ordentlich auf Mahé. Natürlich sind die Temperaturen nach wie vor sommerlich und wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen, aber wir werden diverse Male ganz ordentlich nass.
Das Publikum hier ist ähnlich dem in unserem ersten Hotel, bloß reicher. Im Klartext: auch hier scheint sich kein Mensch für irgendetwas zu interessieren außer dafür, auf der Sonnenliege zu liegen und das Meer anzustarren. Kerl und ich hingegen sind schnell best Buddies mit den drei Angestellten des Fitness Centre, die ein paar interessante Ausflüge anbieten und uns, nachdem sie uns erst einmal kennen, auch ein paar gute Tipps zu den Stränden in der Nähe geben. So machen wir eine Kayak-Tour durch den naheliegenden Mangrovenwald, eine Fahrradtour entlang der Küste mit ein paar phantastischen Aussichten und schließlich eine Wanderung zu einem der beiden einzigen Wasserfälle auf den Seychellen.

Hier lässt sich dann auch ein bisschen das graue Wetter erahnen, immerhin regnet es an diesem Tag aber nicht. Da auf den Seychellen alle sehr sehr gut Englisch sprechen, unterhalten wir uns bei unseren Ausflügen viel mit den Angestellten des Fitness Centre und erfahren noch einige interessante Sachen über die Seychellen, die Flora und Fauna und die Gewohnheiten.
Zwei Tage vor dem Ende unseres Urlaubs erhalten wir schließlich die Quittung für das ganze Durchs-Gebüsch-Kriechen der letzten Tage: der „hairy Caterpillar“ hat uns erwischt. Wir wurden bei unserer Ankunft sogar vor dieser Raupe gewarnt und hätten wohl mal besser darauf gehört. Denn die Haare von diesem kleinen Mistvieh können bis zu 200 Meter weit fliegen und verursachen einen juckenden Ausschlag. Der ist zwar ungefährlich, aber ich kann jetzt aus eigener Erfahrung bestätigen: er juckt wie die Hölle. Gut, dass ich den Ausschlag auch gleich quasi am ganzen Körper habe. Immerhin ist das Hotel gut vorbereitet und hat eine Salbe gegen den Juckreiz, die allerdings nur mäßig hilft.
An unserem letzten Tag lassen wir schließlich noch einmal alle Klischees voll zuschlagen, trinken aus einer Kokosnuss am Strand, streicheln die Schildkröten und gammeln am Pool.


Dann verlassen wir unsere Urlaubsinseln wieder und damit endet auch mein Reisebericht, der ja ohnehin schon verdammt lang geraten ist und doch nur einen Bruchteil meiner Eindrücke wiedergibt. Diese Reise war wirklich etwas Besonderes und wird mir wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Wenn ich noch einmal ein bisschen Zeit im Paradies brauche, weiß ich jedenfalls, wo ich anfange zu suchen.
